Stadtweiter Firmenabend widmet sich dem Fachkräftemangel
45,9 Millionen Menschen haben vergangenes Jahr in Deutschland gearbeitet – so viele wie noch nie. Und trotzdem fehlen in zahlreichen Branchen Fachkräfte. 2023 konnten 570.000 Stellen nicht besetzt werden und durch den demografischen Wandel dürfte die Fachkräftelücke in Zukunft noch größer werden. Grund genug für die Wirtschaftsförderung der Stadt Ostfildern und Oberbürgermeister Christof Bolay, dieses Thema bei einem stadtweiten Firmenabend aus unterschiedlicher Perspektive zu beleuchten.
Ein naheliegender Ansatz, dieses Problem anzugehen, ist die Ausbildung neuer Fachkräfte. Doch so einfach ist das nicht. War es vor einigen Jahren für junge Menschen durchaus schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden, hat sich die Situation mittlerweile gedreht. In den vergangenen Jahren blieben zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt. Eva-Maria Popp und Elena Betzler von der Handwerkskammer Region Stuttgart referierten daher zu verschiedenen Möglichkeiten und Angeboten bei der Berufsorientierung und bei der Begleitung der Ausbildung. So werden durch verschiedene Projekte wie etwa das Werkstatthaus oder das Angebot „ProBerufGym“ Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten, praktische Erfahrungen zu sammeln.
Ein wichtiger Baustein der Berufsorientierung seien auch die Bildungspartnerschaften von Betrieben mit Schulen. Darüber hinaus böten sich Auszubildenden und Betrieben neben der regulären dualen Ausbildung auch noch weitere Ausbildungsformen, beispielsweise die Verbund- oder die Teilzeitausbildung.
Ein anderer Aspekt, der bei der Veranstaltung beleuchtet wurde, ist die Möglichkeit Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Darüber informierte Stephanie Luithardt, Beraterin für internationale Arbeitskräftegewinnung bei der Agentur für Arbeit, gemeinsam mit Burkhard Schünke von der Regionalen Koordinationsstelle Fachkräfteeinwanderung. Neben den regulären Einwanderungsmöglichkeiten existieren verschiedene Verfahren und Programme, mit denen Fachkräfte und Auszubildende aus dem Ausland den Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt finden können. Dies sei bei einem sich weiter wandelnden Arbeitsmarkt von großer Bedeutung. Die Agentur für Arbeit unterstütze die Betriebe dabei mit unterschiedlichen Rekrutierungsprogrammen.
Eine weitere Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen, biete der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Nadine Lahn vom Fraunhofer-Institut berichtete von dem Projekt der KI-Studios, das es Unternehmen und deren Beschäftigten ermöglicht, erste praktische Erfahrungen bei der Anwendung dieser Technologie zu sammeln und KI dadurch anfassbar zu machen. Für die sich wandelnde Arbeitswelt sei es wichtig, den Umgang mit KI zu erlernen. Dorothee Brauner, Professorin an der Hochschule Esslingen, erläuterte die Erfahrungen, die mit dem Digitalisierungsprojekt „AnalyzES!“ gesammelt wurden. Bei zahlreichen Kooperationen mit kleinen und mittleren Unternehmen wurden Anwendungsfälle identifiziert, unabhängig von der Branche und der Unternehmensgröße. Wichtig sei es dabei, KI zu entmystifizieren und die Potenziale zu erkennen, sagte Brauner.
Nach den Vorträgen nutzten die rund 70 Gäste die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Verbindungen zu vertiefen. Außerdem standen Oberbürgermeister Christof Bolay, Erster Bürgermeister Andreas Rommel und Bürgermeister Michael Lübke sowie die Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
30.10.2024 08:24:58 |