Parksiedlung
Rund um den Herzog-Philipp-Platz
Der Herzog-Philipp-Platz bildet das Zentrum des westlichen Teils der Parksiedlung. In den flankierenden Gebäuden findet man (fast) alles, was zur Infrastruktur eines Wohngebietes gehört: Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten und nicht zuletzt auch die evangelische Kirche. Sitzbänke und eine Schachanlage laden zum Verweilen und zum nachbarschaftlichen Treff ein. Ein Pferd aus Bronze, geschaffen von dem Schwäbisch Gmünder Bildhauer Jakob Wilhelm Fehrle, erinnert an die Zeiten, als das Gelände der Parksiedlung noch Teil des Königlichen Privatgestüts Scharnhausen-Weil war.
Derzeit findet ein Bürgerdialog zum Herzog-Philipp-Platz statt. Näheres zum aktuellen Stand sind bei der Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft Ostfildern zu finden.
Wer durch die Straßen rund um den Herzog-Philipp-Platz schlendert, kann ganz unterschiedliche Haustypen feststellen: Da sind zunächst die Wohnblocks links und rechts der westlichen Gerhart-Hauptmann-Straße. Sie dienten beim Bau der Siedlung vor allem der Linderung der Wohnungsnot für Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Geschosswohnungsbau machte es möglich, dass viele provisorische Baracken in und um Nellingen abgebaut werden konnten.
Im östlichen Teil der Gerhart-Hauptmann-Straße und nördlich der Robert-Koch-Straße - also dem Neckartal zu - findet man Einfamilienhäuser in verschiedenen Ausführungen. Einheimische und auswärtige bauwillige Familien konnten sich hier ihren Traum vom eigenen Heim verwirklichen. Die Palette reicht von einfachen Reihenhäuschen bis zu noblen Bungalows entlang der Park- und Friedrich-List-Straße.
Von der Parkstraße ins Neckartal
Vom Rand der Parksiedlung aus, ungefähr in Höhe der Abzweigung Friedrich-List-Straße, hat man einen schönen Blick auf das Neckartal: zur Rechten ein Panorama der alten Reichsstadt Esslingen, im Vordergrund auf halber Höhe der "Parkhof", ein landwirtschaftlicher Betrieb, der zu den Ländereien des Hauses Württemberg gehört und verpachtet ist.
Die Parkstraße führt Fußgänger hinunter ins Neckartal. Sie passiert den 1966 angelegten Parkfriedhof mit seiner 1982 entstandenen Aussegnungshalle. Wer weiter geht, gelangt über Trafostation und dem ehemaligen Klärwerk Parksiedlung durch das Gebiet mit dem alten Flurnamen "Champagne" nach Esslingen-Weil.
Die historischen Verbindungen zu Weil
Die Parkstraße ist identisch mit einer historischen Wegeverbindung durch das Königliche Privatgestüt Scharnhausen-Weil. Sie verband seit dem frühen 19. Jahrhundert das Scharnhäuser Schlössle und die Gestütsgebäude mit dem Gestütsteil Weil. Doch schon vor dem 19. Jahrhundert gab es vielfältige Beziehungen zwischen Weil und dem Gebiet des heutigen Ostfildern. Mit Scharnhausen, Ruit, dem abgegangenen Ort "Horwe" bei Ruit und Jungenhofen war Weil mehr verbunden als mit Esslingen. Dies lag an den Besitzungen des 1230 gegründeten Dominikanerinnenklosters Weil. Vielleicht lag es auch daran, dass das Kloster nach großer Blüte drei Mal (1377, 1449 und 1519) durch die Reichsstädte Ulm und Esslingen niedergebrannt wurde.
Nach der Reformation blieb den Nonnen aber noch reichlicher Grundbesitz sowie das Exerzizien- und Wohnrecht bis zum Ableben. 1796 besetzte Marschall Moreau die Ruinen, bevor sie von Erzherzog Karl von Österreich zerschossen wurden. Sehenswert ist das 1819/1820 nach den Plänen von Giovanni Salucci erbaute königliche Landhaus, von dem man damals freie Sicht nach Esslingen und Cannstatt hatte. König Wilhelm II. von Württemberg brachte durch eine Pferderennbahn europäischen Glanz nach Weil.
Die katholische Kirche
Die katholische Kirche St. Dominikus (Königsberger Straße 2) wurde nach Plänen des Architekten Fritz Vogt in Sichtbeton-Bauweise errichtet und im Jahr 1968 eingeweiht. Die zeltartige Form des Gotteshauses ist nicht zuletzt Ausdruck neuer theologischer Sichtweisen in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Statt einer althergebrachten Hallenkirche baute man ein "Zelt Gottes unter den Menschen".
Im Innern bewirken die hohen Fensterfelder von Professor Hans Schreiner eine lichtdurchströmte Atmosphäre. Erwähnenswert sind auch der aus Bronze gearbeitete Tabernakel, der Ambo und die Altarleuchter des Bildhauers Alfred Tme. An der Westwand wurde ein moderner Kreuzweg angebracht.
Mit ihrem Namenspatron St. Dominikus knüpft die Kirche an eine Tradition des 1230 im benachbarten Weil errichteten Dominikanerinnenklosters an. Schließlich wurde die Kirche auf dem Gelände des ehemaligen "Weiler Parks" errichtet.
Die katholischen Kirchenbauten der Nachkriegszeit in Ostfildern
Seit der Reformation gab es in beinahe allen Filderorten keine katholischen Kirchen mehr, dennin der Gegend lebten nur noch vereinzelt Katholiken. Die einzige katholische Gemeinde auf den Fildern war Neuhausen, eine ehemals vorderösterreichische Enklave.
Als nach Kriegsende dann große Flüchtlingsströme aus dem Osten kamen und nicht nur ein neues Dach über dem Kopf brauchten, sondern auch eine neue religiöse und geistliche Heimat suchten, entstanden außer Wohngebieten auch zahlreiche neue Gotteshäuser. Als erste wurde 1956/57 die katholische Kirche "Maria Königin" in Kemnat gebaut. Schon 1959/60 folgte die katholische Kirche "St. Monika" in Ruit. 1962 wurde die katholische Dreifaltigkeitskirche an der Rinnenbachstraße in Nellingen erbaut - bis dahin waren die dortigen Katholiken von Berkheim aus versorgt worden. Dann war Scharnhausen mit der katholischen Kirche "Zum guten Hirten" an der Reihe. Sie wurde 1965 eingeweiht.