Weitere Pflegeplätze werden benötigt
In Ostfildern gibt es derzeit 173 Plätze in Pflegeeinrichtungen. Wie Gudrun Müller von der Kommunalen Altenhilfe im Ausschuss berichtete, besteht ein weiterer Bedarf an bis zu etwa 70 stationären und einigen Kurzzeitpflegeplätzen.
Die Gemeinderatsfraktion der SPD hatte in der Debatte zum Haushalt des laufenden Jahres um die Prüfung des Bedarfs an einer weiteren Pflegeeinrichtung in der Stadt gebeten. In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses hat nun Gudrun Müller, in der Kommunalen Altenhilfe für Planung und Entwicklung zuständig, zu den Versorgungsstrukturen für jene Menschen berichtet, die zu Hause nicht mehr bedarfsgerecht gepflegt werden können.
Wie Müller darlegte, finden sich derzeit insgesamt 173 Pflegeplätze in der Stadt. 82 davon stehen im Samariterstift in Ruit zur Verfügung, 73 Plätze sind im Samariterstift im Nachbarschaftshaus im Scharnhauser Park zu finden, jeweils neun in der WG Lichtblick und in der WG Zusammenhalt. „Die Altenhilfeplanung hat 2017 einen Bedarf an insgesamt 439 stationären Pflegeplätzen bis 2030 ermittelt und den Ausbau ambulant betreuter Wohngemeinschaften und kleiner stationärer Einrichtungen für Menschen empfohlen, die zu Hause nicht mehr versorgt werden können“, sagte Müller.
In der Zwischenzeit hat sich im Bereich des Angebots an Pflegeeinrichtungen einiges entwickelt. So ist etwa die WG Zusammenhalt in Nellingen mit neun Plätzen für Menschenmit dementieller Erkrankung eröffnet worden. Die Bürgerstiftung Ostfildern hat Pläne für eine ambulant betreute WG in der Kaiserstraße in Nellingen entwickelt. „Aufgrund rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen mussten die Planungen allerdings modifiziert werden“, sagte Müller. Nun entstehe in der Kaiserstraße eine mit „Wohnen mit Blick aufs Alter“ bezeichnete Einrichtung. Die kommunalen Planungen sehen ein kleineres Pflegeheim mit 45 Plätzen und einer Kindertagesstätte im selben Gebäude in der Ruiter Straße in Scharnhausen vor. „Die Verwaltung und ein Investor sind in der Sache im Gespräch.“ Planungen für eine WG in der Ortsmitte von Kemnat mit zwölf Plätzen werden bereits umgesetzt. Kürzlich erfolgte der Spatenstich für den Neubau in der Heumadener Straße.
Im vergangenen Frühjahr hat nun das Landratsamt Esslingen aktuelle Zahlen zum Bedarf an Pflegeplätzen veröffentlicht. Danach werden bis 2035 in Ostfildern nur noch rund 300 Plätze benötigt, sollte das Angebot an ambulanter Versorgung noch verbessert werden, könnten sogar nur 270 Plätze benötigt werden. Dies käme einem Bedarf von maximal rund 70 weiteren Plätzen gleich. „Hinzu kommt ein Bedarf an etwa zwölf verlässlichen Kurzzeitpflegeplätzen“. Als Hintergrund der sinkenden Zahlen der Prognose sei laut Müller ein deutlicher Trend zu ambulanten Lösungen zu nennen. Zwar steige die Zahl der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren, doch die hohen Kosten für stationäre Pflege und auch der Fachkräftemangel würden die Nachfrage verringern. „Wir können die Frage der SPD also mit ja beantworten. Es besteht Bedarf für weitere stationäre Pflegeplätze. Ein weiteres Pflegeheim könnte aber diesen Bedarf decken“, sagte Müller. Dabei sei auch die Erweiterung der Tagespflege zu prüfen, da derzeit nur das untere Limit des prognostizierten Bedarfs erreicht werde. Dieses Angebot sei als „stabilisierender Faktor für viele Familien“ zu betrachten, mit dem stationäre Hilfen vermieden werden könnten.
Oberbürgermeister Christof Bolay hob in Bezug auf das Lob des Gremiums zur stadtteilorientierten und zentrumsnahen Ausrichtung des bisherigen Angebots hervor, dass das Erfolgsgeheimnis der städtischen Einrichtungen in ihrer Nähe zu den Zentren liege, „und das wollen wir auch in Zukunft so beibehalten“. Zum Thema der Ergänzung des stationären Angebots berichtete Bolay, dass bei der Stadt eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe derzeit mögliche Standorte für weitere Einrichtungen prüft und auch bereits eine Option in Nellingen konkret ins Auge gefasst hat. „Wir haben Handlungsbedarf und wir reagieren“, sagte der Oberbürgermeister.
02.10.2024 11:29:34 |