Die Filder sind eine Hochebene zwischen Neckar und Schönbuch. Ihre Landschaft wird geprägt durch weite Fluren, kleine Waldstückchen und das Körschtal. Wie lange bereits Siedlungen auf der Markung der Stadt Ostfildern existierten, ist nicht bekannt. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der Orte stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert.  Als erstes wurde im Jahr 1120 Nellingen erwähnt, dessen Name auf den alemannischen Personennamen "Nallo" zurückzuführen ist. 1173 folgte Ruit, das damals als "Rutte" genannt wurde. Der Name deutet vermutlich auf "gerodetes Land" hin. Eine andere Theorie leitet Ruit von "Ried" ab, das für "nasse Wiesen" steht. Kemnat tauchte urkundlich im Jahr 1229 auf. Der Ortsname kommt vom Begriff "Kemenate". Scharnhausen schließlich wurde 1242 erstmals als "Husen" genannt. Der Name leitet sich von einem Ritter Walther, genannt Scharre von Husen, ab.


Baudenkmäler

Wenn auch die alte dörfliche Struktur in den Stadtteilen Ostfilderns heute auf den ersten Blick kaum mehr das Ortsbild prägen, so verweisen doch etliche Baudenkmäler auf die Geschichte: In Scharnhausen etwa das Rathaus aus dem Jahr 1596, in Ruit zum Beispiel der Hirschbogen mit seinem Staffelgiebel oder das alte Pfarrhaus, das auf das Jahr 1608 datiert wird. Aus Kemnat ist  das alte Rathaus aus dem Jahr 1579 zu erwähnen. Nicht weit davon entfernt, an der Heumadener Straße, stehen die Gebäude des einstigen Schafhofs der Herrschaft Württemberg, der bereits im 15. Jahrhundert belegt ist und bis 1824 existierte.

Die Propstei

Die Propstei Nellingen, ein Verwaltungssitz des Klosters St. Blasien, dominierte das Dorf und die umliegenden Gemeinden zwischen dem 13. und dem 17. Jahrhundert. Die Schutzvogtei über die Propstei stand den Württembergern zu. Diese enge Verbindung mit dem aufstrebenden Adelsgeschlecht hatte im Städtekrieg verheerende Auswirkungen auf Nellingen und Kemnat: Beide Dörfer wurden im Jahr 1449 von der Reichsstadt Esslingen zerstört. Ruit erlitt 1519 das gleiche Schicksal, während in Scharnhausen im Jahr 1590 ein ziviler Brand großen Schaden anrichtete.

Nellingen hatte durch die Propstei überörtliche Bedeutung inne - was nicht heißt, dass Kemnat, Ruit und Scharnhausen gänzlich unbedeutende Dörfer gewesen wären. Kemnat etwa, dessen Ortsname sich vom mittelhochdeutschen Wort "kemenate" herleitet und möglicherweise auf eine Burg des Ortsadels hinweist, verwaltete auch den Weiler Stockhausen, ein ehemals "stattlicher Flecken" im Körschtal, zu dem sogar die Kirche von Neuhausen eingepfarrt war. Heute erinnert die Stockhäuser Mühle aus dem Jahr 1555 an die Vergangenheit.


Der königliche Einfluss

1784 ließ der württembergische Herzog Carl Eugen im Körschtal bei Scharnhausens ein frühklassizistisches Schlösschen mit markantem Säulenportikus erbauen. Die Gartenanlagen wurden zu Beginn des 19. Jh. zum Königlichen Privatgestüt Scharnhausen - dem Scharnhauser Park - erweitert.

Der Name Scharnhauser Park ist nicht in den Köpfen von Werbetextern entstanden, sondern in der Landesgeschichte vor 200 Jahren. Seine Anfänge liegen im Körschtal bei Scharnhausen. Dort errichtete Herzog Carl Eugen 1784 ein frühklassizistisches Schlösschen, aus dessen englischem Garten und Wildgehege schließlich eine landwirtschaftliche Domäne des Königshauses wurde. König Wilhelm I. erweiterte das Gelände und gründete das königliche Privatgestüt. In ganz Europa berühmt wurde seine Zucht von Arabern, die heute im Landesgestüt Marbach fortgeführt wird.

Im Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gelände ein Flugplatz eingerichtet, nach dem Krieg belegten amerikanische Truppen den Scharnhauser Park. Im Zuge der weltweiten Entspannung verließ im November 1992 der letzte amerikanische GI den Park.


Industrialisierung

Landwirtschaft und Kleinhandwerk prägten das Leben auf den östlichen Fildern auch noch im 19. Jahrhundert. Fabriken siedelten sich damals hier nicht an: Die Hochebene bot weder Wasserkraft in ausreichendem Umfang noch eine befriedigende Verkehrserschließung.

Das Neckartal um Esslingen und die nahe Stadt Stuttgart jedoch konnten diese Standortvorteile vorweisen. Hier fand Mitte des 19. Jahrhunderts eine rasante Industrialisierung statt. Für Nellingen, Kemnat, Ruit und Scharnhausen hatte dies begehrte Arbeitsplätze zur Folge - allerdings in einiger Entfernung. So machten sich viele Arbeiter jeden Tag zu Fuß auf den langen Weg zu den Fabriken und Baubetrieben in Esslingen und Stuttgart. Die ehemaligen Bauerndörfer entwickelten sich mehr und mehr zu Arbeiterwohngemeinden.

1926 konnten die Nellinger mit der neu erbauten Straßenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf zur Arbeit fahren, ein Komfort, den drei Jahre später auch die Scharnhäuser Bürger genießen konnten. Die ungewöhnliche Überlandstraßenbahn versprach damals eine erholsame Reise durch die verträumte Welt der Filder, "weitab vom Großstadtlärm".

In den 1960er- und 1970er-Jahren änderte sich dieses Bild: Die Verkehrserschließung der 1930er-Jahre mit Autobahn und Flughafen, die Lage mitten im Ballungsgebiet Stuttgart sowie die weitgehend ebene Landschaft machten die Filder zur ersten Wahl bei der Suche nach zukunftsträchtigen Gewerbegebieten. Zahlreiche Betriebe siedelten sich hier an. Die Filder wurden zur prosperierenden Region.

Das starke Bevölkerungswachstum der Stadt seit dem Ende des 2. Weltkriegs von 10.000 auf mittlerweile 40.000 Einwohner ist nicht nur auf den Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen zurückzuführen, sondern auch auf den Siedlungsdruck als Reaktion auf den wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit. Die in den 1950er- und 1960er-Jahren erbaute Parksiedlung zwischen Nellingen und Ruit dokumentiert diese Wachstumsphase. Der Scharnhauser Park sorgt seit 1996 für weiteren Bevölkerungszuwachs.

Auch im Erscheinungsbild der heutigen Stadtteile Ostfilderns hat sich viel geändert: Es entstand eine moderne Infrastruktur mit einem breiten Schulangebot, Kindertageseinrichtungen, Festhallen und Bürgerhäusern, Sportstätten und zwei Hallenbädern. Die ehemaligen Dörfer haben sich in attraktive Gemeinwesen verwandelt. Nach dem Zusammenschluss von Kemnat, Nellingen, Ruit und Scharnhausen zu Ostfildern im Jahr 1975 haben die Stadtteile städtisches Gepräge erhalten. 1976 wurde Ostfildern zur Großen Kreisstadt erhoben.