Heatmap-Darstellung der Treibhausgas-Emissionen in Ostfildern 2020

Mit dem Klimaschutzgesetz hat das Land Baden-Württemberg die kommunale Wärmeplanung im Jahr 2020 zur Pflichtaufgabe für Stadtkreise und Große Kreisstädte gemacht. Auch Ostfildern gehört zu den verpflichteten Kreisstädten. Der erste kommunale Wärmeplan der Stadt Ostfildern wurde nun fertiggestellt. In der letzten Sitzung im Juli hat der Gemeinderat den erarbeiteten Zielszenarien für die klimaneutrale Wärmeversorgung im Jahr 2040 zugestimmt und die Umsetzung der in der Wärmeplanung enthaltenen Maßnahmen beschlossen.

Der Wärmeplan ist Bestandteil der gesamtstädtischen Entwicklungskonzepte und ist entsprechend mit anderen kommunalen Planungen verbunden. Rund 7.400 beheizte Gebäude in Ostfildern wurden in der Bestandsanalyse ausgewertet. Der Endenergiebedarf für Wärme lag 2020 bei rund 350 Gigawattstunden. Daraus ergeben sich Treibhausgasemissionen in Höhe von 76.000 Tonnen CO2. Der größte Anteil mit rund 78 Prozent wird in Ostfildern durch die fossilen Energieträger Erdgas und Heizöl gedeckt, der Anteil der Fernwärme an der gesamten Wärmebereitstellung beträgt rund 13 Prozent. Die Fernwärme wird wiederum zu etwa 37 Prozent aus fossilen Energieträgern bereitgestellt. Der Anteil der dezentralen erneuerbaren Energien liegt bei circa sieben Prozent.

Durch die Verbesserung des Wärmeschutzes von Gebäuden können etwa 30 Prozent des Gesamtwärmebedarfs eingespart werden. Die größten Potenziale bieten Erdwärme und Solarthermie. Möglichkeiten zur Energiegewinnung liegen in der Abwasserwärme, die in räumlicher Nähe zur Kläranlage Nellingen vorhanden ist. Für eine vollständige Bedarfsdeckung wird es notwendig sein, räumlich unabhängige Energieträger wie Außenluftwärme, Biomasse und grüne Gasen zu nutzen. Ostfildern benötigt 2040 rund 250 Gigawattstunden an Endenergie für Wärme und diese muss vollständig durch emissionsfreie Wärmequellen gedeckt werden. Dafür sind Wärmepumpen ein geeignetes Mittel, welche die vorhandenen Wärmequellen Erdwärme, Abwasserwärme und Außenluft für ein Heizungssystem verfügbar macht. Über ein Drittel der untersuchten Gebiete in Ostfildern werden bereits über ein Nahwärmenetz zentral versorgt oder eignen für sich eine zentrale Versorgung. Die bestehenden Wärmenetze müssen daher konsequent von Kohlenstoff befreit, ausgebaut und nachverdichtet werden.

Über Sanierungs- und Effizienzmaßnahmen wird die Stadt die Bürgerschaft informieren. Für bereits ermittelte Flächen für Solarthermie, Geothermie und Photovoltaik sollen entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden, so dass Energieinfrastrukturen errichtet werden können. Die Potenziale der Abwasserwärme und der bereits vorhandenen Wärmenetze sollen untersucht und eingebunden werden. Die Wärmeerzeugung am Schulcampus Nellingen erfolgt noch zu rund 40 Prozent aus fossilen Energieträgern. Außerdem bestehen Potenziale zur Erweiterung des Wärmenetzes, insbesondere nach Norden und Nordosten, die erschlossen werden sollen. Der Stadtteil Parksiedlung weist eine hohe Wärmedichte und Wärmepotenziale auf angrenzenden Freiflächen auf. Die zentrale Wärmeversorgung der Gebiete Parksiedlung, Nellingen und Nellingen Süd sollen in einer Machbarkeitsstudie genauer untersucht werden.

 

Stellungnahmen der Fraktionen:

„Dass wir bei der kommunalen Wärmeplanung eine Vorreiterrolle eingenommen haben, ist höchst erfreulich. Natürlich kann diese Bestands- und Potentialanalyse nur ein Instrument zur zukünftigen Planung sein. Wo umsetzbar, werden die Stadtwerke Ostfildern sicherlich ihre Fernwärmenetze ausbauen können, doch wird das nur einem kleinen Teil unserer Stadt zu Gute kommen“, sagte Steffen Kaiser (Freie Wähler).

„Ostfildern ist in der glücklichen Lage, dass die kommunale Wärmeplanung, die die Rahmenbedingungen für das Gebäudeenergiegesetz liefert, schon fix und fertig vorliegt. Hier möchten wir dem Büro egsPlan, insbesondere Herrn Nusser und auch unserer Klimaschutzmanagerin Frau Weisbarth danken. Ostfildern nimmt damit tatsächlich eine herausragende Rolle im Landkreis Esslingen und sogar in ganz Baden-Württemberg ein. Eins ist sicher, fossile Energien werden sich in den nächsten Jahren extrem verteuern. Eine Umstellung auf Erneuerbare Energien ist alternativlos“, sagte Jürgen Kleih (Bündnis 90/Die Grünen).

Der Notwendigkeit von erneuerbaren Energien stimmte auch Martina Sandhorst-Schäfer (SPD) zu und eröffnete ihre Stellungnahme mit einem Zitat: „Könnte man die derzeitige Erhitzung der Gemüter zum sogenannten Heizungsgesetz in Wärmeenergie umwandeln, wäre das Gesetz wahrscheinlich überflüssig. Dieses Zitat aus der Stuttgarter Zeitung von heute zeigt die Wichtigkeit der Wärmeplanung. Die Machbarkeitsstudien für die drei genannten Gebiete zur dezentralen Wärmeversorgung sind sinnvoll und kommen hoffentlich zu guten Ergebnissen zur möglichen Nutzung von Erdwärme und in Nellingen-Süd auch von Abwasserwärme.“

Axel Deutsch (CDU): „Klar ist, dass dieses Ziel nicht allein mit einer alternativen Heizung, sondern auch durch Sanierungen bzw. Wärmedämmmaßnahmen erreicht werden kann. Deshalb unterstützen wir die vorgeschlagenen fünf Maßnahmen, welches unter anderem auch ein Konzept zur Erschießung des Potentials durch Sanierung und Effizienzsteigerung beinhaltet. Spannend bleibt, welche Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Heizungsgesetz auf die Kommune sowie die Bürgerinnen und Bürger zukommen.“

 
Weitere Informationen:

Alle Informationen und Unterlagen zur Wärmeplanung gibt es unter www.ostfildern.de/wärmeplanung.

14.08.2023



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