Würdiges Gedenken in Scharnhausen
Die Feierstunde zum Volkstrauertag, der traditionell den Schrecken des Kriegs und die Bedeutung von Frieden ins Gedächtnis ruft, wurde mit Musik des Posaunenchors Scharnhausen eröffnet. Bürgermeister Michael Lübke betonte in seiner Rede die Wichtigkeit dieses Tages. „Der Volkstrauertag ist ein Tag des Innehaltens, der Erinnerung und des Nachdenkens über das, was Krieg anrichtet, und über die Bedeutung von Frieden und Verständigung“, sagte er. „Die Zahl der Zeitzeugen, die über den Zweiten Weltkrieg oder die unmittelbaren Nachkriegsjahre noch selbst erzählen können, schrumpft Jahr für Jahr. Heute sind es vor allem die Erinnerungen der Älteren, die uns mit der Vergangenheit verbinden – Erinnerungen, die irgendwann in der Zukunft verloren gehen werden.“
Mit einer persönlichen Geschichte veranschaulichte Lübke die Narben, die Krieg hinterlässt. Ein 90-jähriger Mitbürger erzählte ihm kürzlich von einem Bombenangriff auf Nellingen im Jahr 1944, bei dem das Elternhaus des damals neunjährigen Jungen zerstört wurde und er seine Mutter verlor. „Dieses dramatische Ereignis prägte sein ganzes Leben“, sagte der Bürgermeister. Lübke wandte den Blick aber auch in die Gegenwart: „Weltweit gibt es noch immer über 20 Kriege und mehr als 300 bewaffnete Konflikte. Hinter diesen Zahlen stehen Menschen, die ihre Heimat, ihre Familien und ihre Zukunft verlieren.“ Besonders mahnte er vor der Illusion, Krieg sei ein Phänomen anderer Weltregionen. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine führt uns dramatisch vor Augen, wie nah Gewalt und Zerstörung sind.“ Mit nachdenklichen Worten schloss Bürgermeister Lübke seine Rede. „Frieden ist nicht selbstverständlich. Er muss immer wieder neu erkämpft werden – durch Dialog, Verständnis und unsere gemeinsame Verantwortung für die Welt, in der wir leben.“
Die Gedenkfeier wurde nicht nur durch die Ansprache des Bürgermeisters geprägt, sondern auch durch weitere bewegende Beiträge. So erinnerte der Freundeskreis Asyl an das Schicksal der Menschen, die aktuell vor Krieg fliehen, und rief zu Solidarität und Unterstützung auf. Zwei Geflüchtete aus der Ukraine erzählten von ihren Erfahrungen, berichteten vom Ausbruch des Krieges, ihrem Erleben und ihrer Flucht nach Deutschland. Ein besonderer Moment war die Kranzniederlegung, die vom Posaunenchor mit dem Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ begleitet wurde. Zum Abschluss wurde unter der Leitung von Pfarrer Markus Hägele gemeinsam das Vaterunser angestimmt.
20.11.2024 11:28:05 |