Ofi24_KW39_Unterkunft Kirchheimer Str_Foto Peter Stotz

Die Kapazitäten für die Unterbringung von obdachlosen oder geflüchteten Menschen in der Stadt neigen sich dem Ende zu. Bis zum Ende des Jahres muss zusätzlicher Wohnraum gefunden werden. Dies hat die Verwaltung in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) berichtet.


„Im Bereich der Unterbringung von Obdachlosen und Geflüchteten entwickelt sich die Situation aktuell relativ dynamisch“, beschrieb Jörg Berrer, Abteilungsleiter für Soziales im Fachbereich Bürgerservice und unter anderem zuständig für die Wohnraumversorgung, in der Sitzung des ATU. Berrer und Carina Hornung, Abteilungsleiterin Planung im Fachbereich Planung und Baurecht, erläuterten den Gremiumsmitgliedern dabei den derzeitigen Stand und die in naher Zukunft möglichen Probleme bei der Wohnraumversorgung in der Stadt.

Wie Berrer erklärte, stehen in den städtischen Obdachlosenunterkünften insgesamt 810 Plätze in Einzelcontainern, angemieteten Wohnungen und städtischen Neubauten zur Verfügung. Die Unterkünfte verteilen sich auf mehr als 60 Standorte und sind dezentral im gesamten Stadtgebiet zu finden. Die Qualität der Unterkünfte ist sehr unterschiedlich und reicht von einfachstem Wohnraum wie etwa in den abbruchreifen Containern in der Brunnwiesenstraße in Ruit bis hin zu Architekturpreisgewinnern wie den Gebäuden in der Kirchheimer Straße in Ruit. Seit dem Jahr 2013 werde fortlaufend an einem bedarfsgerechten Ausbau der Kapazitäten gearbeitet. „Nun mussten wir stark nachverdichten“, sagte Berrer, und so betrage die durchschnittliche Wohnfläche pro Person mittlerweile weniger als 15 Quadratmeter.

Aktuell leben 745 Menschen in städtischen Unterkünften, 70 Personen mehr als zu Jahresbeginn. 20 Prozent der Bewohner sind Wohnungsnotfälle, 30 Prozent sind Flüchtlinge aus der Ukraine und 50 Prozent Geflüchtete aus anderen Herkunftsländern. „Ein wichtiger Indikator für die zunehmende Wohnungsnot und den starken Mangel an Wohnraum ist die Verweildauer in den Unterkünften. Sie beträgt mittlerweile durchschnittlich vier Jahre“, erklärten Hornung und Berrer. Bis Jahresende müssten im Rahmen der Anschlussunterbringung noch 85 weitere Personen untergebracht werden. „Die Kapazitäten an freien Plätzen sind trotz massiver Nachverdichtung und forcierter Anmietung zum Jahresende erschöpft. Wir haben dann keinen einzigen freien Platz mehr, und Anfang 2025 fehlen uns 60 bis 70 Plätze“, stellte Berrer fest.

Carina Hornung erklärte, dass derzeit zwar mit Nachdruck versucht werde, weitere Wohnmöglichkeiten anzumieten, dies jedoch kaum ausreichen werde. Bis zur Fertigstellung langfristig nutzbarer Gebäude wie etwa eines Modulbaus westlich des Bauhofs, der im Jahr 2027 fertig sein soll, oder des projektierten Gebäudes Wittumäcker in Scharnhausen, das Ende 2028 bezugsfertig ist, seien als Zwischenlösungen Containerbauten auf dem Festplatz Ruit und dem Festplatz Scharnhauser Park in Planung, die allerdings auch erst Ende 2025 beziehungsweise Mitte 2026 bezogen werden könnten.

Oberbürgermeister Christof Bolay verdeutlichte, dass die Lücke bei den Unterbringungsmöglichkeiten, die sich 2025 absehbar auftut, unliebsame Folgen haben könnte. „Entweder wir können kurzfristig Wohnraum anmieten, oder wir müssen Wege gehen, die wir alle nicht gehen wollen. Wir müssten dann damit rechnen, dass wir eventuell noch einmal eine Halle belegen müssen“, sagte er.



25.09.2024 11:25:45